Aktuell wird in der deutschsprachigen Gemeinschaft nach Lebensgeschichten von Sexsüchtigen gesucht.
Diese sollen dann hier veröffentlicht werden.
Eine großartige, erwachsene Lösung
Jeder hat andere Voraussetzungen, Geschichten, Gründe sich an die anonymen Sexsüchtigen zu wenden.
Und es gibt wahrscheinlich verschiedene Ursachen – warum ich mich – als Beispiel – so verhalten habe, wie ich es tat. Die Sexsucht ist als nicht stoffliche Sucht seit kurzem anerkannt. Ich hatte leider lange nicht gewusst, dass es das überhaupt gibt und mich sogar davon erstmal distanziert. Und doch – ich habe gelitten und konnte nicht aufhören, etwas zu tun, was mir zwar vordergründig Erleichterung verschaffte oder mir sogar „Spaß“ machte, allerdings mit Folgen und Auswüchsen, die ich immer mehr ertrug als sie zu genießen. Gleichzeitig wurde das Leben immer schaler. Und ich bekam es irgendwie nicht in den Griff, so sehr ich mich auch anstrengte.
Meine Kindheit war von Trauma geprägt.
Ich wurde quasi verlassen, mit 8 Monaten im Kinder Wärmebett nach der Frühgeburt, mit einem Jahr durch die Scheidung meiner Eltern, hin und her geschickt zwischen Verwandten und Kinderheim, vorher als Baby dem Gebrüll meines alkoholisierten Vaters und meiner unzufrieden keifenden Mutter ausgesetzt. Davon bleiben nur Splitter in der Erinnerung. Voll zu Bewusstsein gekommen, sehe ich mich bei Oma in Westfalen, die mich alleine weiter aufzieht bis ich 9 Jahre alt bin. Mit ca. 6 Jahren entdeckte ich das masturbieren, erst ohne Gedanken, dann kamen Fantasien dazu, die „sexueller“ waren, also mehr auf Geschlechtsteile bezogen. Woher das kam, kann ich nicht sagen. Einmal hat mich ein Mann mit Pornographie Darstellungen vor dem Kino belästigt. Als er im Kino, neben mir Platz genommen, handgreiflich werden wollte, ging das Licht an, und der Vorführmann rettete mich. Ich suchte auch schon nach lüsternen Stellen in den ansonsten langweiligen Romanen meiner Mutter (Kontakt zu Eltern durch Besuche blieb bestehen). Und ja, eigentlich sind erste sexuelle Interessen ja normal als Kind. Doch diese Handlungen wurde schon zu Beginn ein einsames gewohnheitsmäßiges Verhalten. Ich entdeckte, wie ich körperlich eine Spannung aufbauen konnte, die sich dann wohlig entspannte. Mit kindlicher Neugier hat das irgendwann weniger zu tun, es wurde eher zwingend und monoton.
Mit 9 Jahren kam ich in ein Heim mit vielen Jungen. Ich wurde gleich mal eingeführt und sollte mit dem und dem „Gehen“, also „ein Paar“ sein. Erste Küsse, später Petting mit verschiedenen Jungen und auch Belästigungen härteten mich irgendwie ab. Auf einen Schlag war ich noch erwachsener, also frühreif. Ich gab mir die Rolle einer einsamen Heldin und attraktiven Frau. Viele dieser – zu frühen – sexuellen Handlungen waren lieblos und alles mehr oder weniger ohne echte Beziehung. Wie und wo hätte ich das auch erfahren und lernen können ? Ich war von mir, meinen Gefühlen und echten Bedürfnissen abgeschnitten. Ich agierte im Überlebensmodus, mit diffusem Hunger nach Anerkennung und dem fiesen Gefühl von bodenloser Leere. In dieses Loch rutschte ich langsam aber sicher hinein.
Sex hatte ich mit Intimität und Nähe verwechselt. Und es schien meine Attraktivität zu sichern.
Mit 13 Jahren kam ich zu Papa ins Haus, der im Laufe der Jahre einige „Tanten“ hatte. Ich hielt mich meist bei Oma im oberen Stockwerk auf. Doch Playboy Stapel im Keller und Super Acht Filme bzw. VHS Kassetten mit Pornografie blieben natürlich nicht unentdeckt.
Der erste heimlich durchs Rollladen Guckloch geschaute Pornofilm schlug in mir ein wie eine Bombe. Mir wurde fast schlecht vor Lüsternheit.
Ich bin übrigens heute froh, dass ich solche körperliche Sensationen mit echten Männern eher selten hatte. Ich war nämlich wochenlang weggebeamt (high) vor und nach romantisch sexuellen Affären. Und alleine ging es auch. Ich brauchte allerdings immer härteren Stoff. Pornoliteratur, dann weitere Videofilme und schließlich kam das Internet mit ganz neuer Dramaturgie.
Beziehungen mit Männern beschränkten sich bis auf 5 Ausnahmen durch mein lüsternes Ansaugen auf sogenannte „one Night Stands“ – zum Beispiel flüchtig bekannte Straßenmusikanten, Discotänzern, Barbekanntschaften, Fremdenführern… Hinterher war ich oft traurig, dass es zu keiner Beziehung kam. Das hat die Lüsternheit aber nicht im Programm.
Auch die längeren Beziehungen waren von Abhängigkeit und Lüsternheit genährt und hungerten schließlich aus. Zuletzt, 48 jährig, war ich voll Wut, einsam und mit noch mehr Lüsternheit gequält.
Im Laufe meines Lebens hab ich mir immer Hilfe gesucht. Mit 17 bis ca. 39 Jahren war ich oft depressiv und wollte mich umbringen. Ein Therapeut sollte helfen. Hat er auch….aber an den Kern meiner Probleme sind wir nie gekommen. Ich war gedopt durch wöchentlich mehrmaliges und manchmal stundenlanges Ausagieren. Ich sollte damit aufhören, wie mit Rauchen auch. Rauchen konnte ich zwar lassen, aber das Masturbieren erwähnte ich einfach nicht mehr.
Das Lüsternheit und das Ausagieren durch Selbstbefriedigung in meinem Sucht-Hirn Stoffe freisetzt, die mich von meinem wirklichen inneren Gefühlsleben abtrennen… so kann ich im Nachhinein erkennen… war mir nicht klar. Und dem Therapeuten in den 80igern auch nicht.
Ich wollte mehrmals aufhören mit dem zwanghaften Verhalten, fand es einfach nur lästig und meiner nicht angemessen. Mir schwante, dass es nicht LIEBE sein konnte, was ich da mit mir und anderen machte. Und danach sehnte ich mich . Doch konnte ich auch in darauffolgenden Jahren nicht aufhören, war weiter depressiv, voll Angst im Alltag und isoliert.
Schließlich (und es ist nie zu spät 😉 bekam ich Wind von AS. Als Kind eines Alkoholikers waren mir die 12 Schritte Gruppen schon bekannt und ich hatte Vertrauen in diesen Weg. Nach der letzten gescheiterten Hoffnung, einen Partner nach 4 Jahren des Zusammenlebens zu halten und zu reifen…war ich schließlich reif genug, AS zu probieren.
Durch die Hilfe der AS – Meetings, Gleichgesinnter und Mitleidender und unserem Auseinandersetzen mit einem wunderbaren klaren und einfachen Heilungsweg wurde ich trocken, nur für Heute und über 11 Jahre.
Erst im Nachhinein sehe ich, das die Sex – Sucht mich klein gehalten hat – und im Dunkeln.
Ich habe eine scheinbare, kleine Lösungsmöglichkeit (meiner Kindheit ) durch eine großartige erwachsene Lösung in meiner Problembewältigung mit dieser seelisch tödlichen Krankheit finden und ersetzen dürfen. Heute bin ich glücklich lebendig und freudig aktiv weil dankbar genesen. Allerdings weiß ich, dass ich ohne „mein“ Programm sehr schnell vergessen kann, das und wie heimtückisch, verschlagen und mächtig diese Sucht ist. Hier bei AS ist mein Platz. Und es bleibt weiter spannend, auf dem Genesungsweg
Der Weg der Genesung
Mein Name ist Uwe und ich bin sex- und alkoholsüchtig.
Ich bin trocken seit dem 03.07.2014
Ich komme aus einer dysfunktionalen Familie, wo mein Vater selber sex- und alkoholsüchtig war. Schwächen und Fehler meinerseits „wurden mit Wort und Tat“ bestraft.
Mit ca. 11 Jahren entdeckte ich die Masturbation. Auslöser dafür waren halbnackte Frauen in Katalogen. Ab diesen Zeitpunkt war es um mich geschehen und ich konnte nicht mehr aufhören. Immer wenn mein Schmerz emotional wie körperlich zu groß wurde, agierte ich aus.
Mit 15 Jahren entdeckte ich Pornos bei meinem Vater. Dadurch agierte ich noch öfter aus.
Trotz wechselnder Freundinnen, wobei das Hauptaugenmerk immer nur Sex war, agierte ich weiter aus. Die Frauen waren nur Mittel zum Zweck und dienten meiner Suchtbefriedigung.
Zur Liebe und Verantwortung war ich nicht fähig.
Ich heiratete und dachte, dass das Porno gucken und Ausagieren jetzt aufhören würde.
Aber die Sucht war stärker. Wir bekamen eine Tochter und wieder das gleiche Spiel. Sobald ich nicht mit irgendeiner Situation klar kam, ausagieren. Es hatte sich durch die Hochzeit und das Kind nichts geändert. Ich lief vor allen weg, war ungerecht, egoistisch, hochmütig und arrogant. Ich schuf mir meine eigene kleine Welt, wo ich der tollste, beste und schönste war. Ich lebte in einer Traumwelt. Ich vernachlässigte meine Frau und meine Tochter immer mehr, verbrachte viel Zeit mit meinen Pornokonsum.
Dann kam das Internet ins Haus. Der Anfang einer immer schneller drehenden Abwärtsspirale setzte ein. Immer mehr Zeit verbrachte ich vor dem PC. Immer auf der Suche nach dem perfekten Bild oder Moment. Ich sagte Verabredungen ab oder erfand Ausreden, damit ich ausagieren konnte. Die Inhalte wurden immer dunkler und der Konsum steigerte sich nochmals.
Es kam die Zeit, wo ich nicht mehr wollte, es aber nicht lassen konnte. Heute agierst du nicht mehr aus. 15 Minuten später saß ich wieder vor dem PC und guckte Pornos und agierte erneut aus.
Die Wende in meinen Leben kam, als meine Frau mir einen Brief schrieb, in dem Sie sagte, sie wisse, was ich mache.
Ich fiel aus allen Wolken, hatte ich doch gedacht, ich hätte alles gut getarnt und versteckt.
Im Rückblick habe ich wohl alles ausgeblendet, wenn sie mich beim Ausagieren und Porno sehen, erwischt hatte.
Sie sagte, dass ich damit aufhören muss, ansonsten würde sie mich verlassen. Ich versprach Besserung und ich würde damit aufhören. Ich löschte alle Dateien auf dem PC und entsorgte meine Pornosammlung. Dies ging drei Monate lang gut, bis sich mich ausagierend erwischt hatte, “Arschloch“ war ihre Antwort auf mein Verhalten. Erst da wurde mir bewusst, dass ich machtlos bin.
Ich fand AS und fing an, über mein Leben zu berichten.
Ich fand Anteilnahme und Verständnis.
Ich durfte im Programm lernen, dass ich nicht alles richtig machen kann, dass ich Schwächen und Fehler haben darf. Dass ich vor meine Ängstens nicht weglaufen muss. Und dass Ausagieren kein Problemlöser ist.
Ich kann sagen, dass ich eine gute Ehe führe, dass Toleranz, Liebe und Gelassenheit in mein Leben eingetreten sind. Dass die Liebe zu meiner Tochter langsam wächst und dass ich glücklich bin.
All dies verdanke ich Euch und dem Programm.
Es ist noch ein langer Weg auf dem Weg der Genesung
Die dritte Möglichkeit
Dass bereits meine Kindheit durch Fantasien und sexuell abnorme Verhaltensweisen geprägt war, habe ich erst verstanden, als ich mit 52 Jahren zu AS kam. Ein Gefühl nicht dazuzugehören – immer ein Geheimnis zu brauchen – auf mich allein gestellt zu sein – waren nur einige Gründe, mich in Fantasien zu flüchten.
Hirngespinste über Sexualität, ohne zu wissen, was das eigentlich ist, und Illusionen über die Möglichkeiten, dem anderen Geschlecht näher zu kommen, prägten meine Geheimnisse als Kind. Als die Geschlechtsreife hinzukam, wurde dieses Doppelleben noch dramatischer. Fantasien über Vergewaltigung und freizügiges sexuelles Ausleben und gleichzeitig die Angst vor den Auswirkungen der Realisierung der eigenen Fantasien machten das Leben unerträglich.
Da kam die zweite Lösung in mein Leben: der Alkohol. Alkohol machte mir scheinbar ein normales Leben möglich, steigerte aber auch mein sexuelles Ausleben. Lüsternheit in Kombination mit Alkohol ließ mich jede von mir gesetzte Grenze überschreiten. Mit 34 konnte ich, nach einem Tiefpunkt, mein Trinken lassen. Die Lüsternheit war jedoch weiter die treibende Kraft. Der technische Fortschritt lieferte mir die Pornographie frei Haus.
Nach vielen Beziehungen, in denen die Lüsternheit sich als Liebe tarnte, lernte ich mit 52 meine jetzige Frau kennen. Warum ich es schaffte, ihr mein Doppelleben einzugestehen, wusste ich damals nicht. Ich kam zu AS. Seither lebe ich mit meiner Frau in Genesung.
Heute weiß ich: eine Höhere Macht, die ich Gott nenne, hat immer für mich gesorgt.